Mehr und mehr
Als die Erdbodensprosse verschwunden war,
ist die Rankenbeere zum Vorschein gekommen.
Gleichwie eine Krausbeerenstaude aufgeht,
ist sie aufgegangen.
Farbig ist sie gewesen,
duftig und saftig gewesen.
Gleichwie geschlagener Rahm
oder geschlagene Butter war die Farbe;
gleichwie etwa süßer Honig ohne Waben
war ihr Geschmack.
Da haben die Wesen von der Rankenbeere
zu genießen begonnen. Mit Genuss,
davon gespeist, davon ernährt,
sind sie lange Zeiten hindurch gewesen.
Mehr und mehr
von der Rankenbeere genießend,
davon gespeist, davon ernährt,
lange Zeiten hindurch gewesen.
Mehr und mehr
sind die Wesen immer gröber geworden
an Körperart, und ihre Schönheit
ist in Unschönheit übergegangen.
So waren manche Wesen schön anzuschauen,
manche Wesen unschön anzuschauen.
Da haben nun die schön anzuschauenden Wesen
den unschönen gegenüber sich hervorgehoben:
„Wir sind schöner als ihr,
ihr seid nicht so schön wie wir!“
Weil sie sich ihrer Schönheit
- dünkelhaft und eitel -
hervorgehoben hatten,
ist ihnen die Rankenbeere verschwunden.
Als die Rankenbeere verschwunden war,
sind sie herbeigestürzt und
haben miteinander geklagt:
„Dahin, ach dahin, es ist aus mit der Rankenbeere!“
Daher kommt es,
dass auch heute noch die Menschen,
wenn sie etwas schmerzlich berührt hat,
dabei sagen: „Dahin, ach dahin, es ist aus!“
Sie folgen dabei dem einstigen,
voranfänglichen Wortgebrauch,
aber den Sinn davon
verstehen sie nicht mehr.
(V 1.1.5 "Mehr und mehr", 2020)*
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Dahin, ach dahin
V 5.3.5 "Dahin, ach dahin.", 120 cm x 120 cm, © wRoo
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